Was brauchen Kinder heute?

Sie brauchen sicherlich nicht noch mehr Spielzeug. Die meisten Kinderzimmer quellen über davon… Sie brauchen die Erfahrung, dass „weniger mehr“ sein kann, dass Kreativität sich dort entwickelt, wo das Vorgefundene einfach auf sie wirken kann.

In einer Welt der schnellen Bilder, der Reizüberflutung, der Unruhe brauchen Kinder nicht noch mehr Zerstreuung, noch mehr Abwechslung… Sie brauchen Raum für stilles Beobachten, aufmerksames konzentriertes Spiel oder auch versunkenes Träumen.

In einer Zeit der vollen Terminkalender, der Hektik und der zielgerichteten, geplanten Angebote brauchen Kinder nicht noch mehr „Action“, noch mehr Termindruck… Sie brauchen Freiräume für selbstgestaltetes, sich entwickelndes Spiel, bei dem sie ihre Spielpartner frei wählen dürfen und bei dem Zeit so reichlich vorhanden ist, dass sie wie im Fluge vergehen kann.

In einer Gesellschaft, in der zunehmend jeder sich selbst der Nächste ist, in der Leistung das oberste Gebot ist und nur der etwas gilt, der seine Ellbogen einsetzt, um sich durchzuboxen, brauchen Kinder den Raum, Verantwortungsgefühl und Rücksichtnahme zu entwickeln.

Kinder brauchen Raum sich auszuprobieren, Körpergefühl zu entwickeln, ihre eigenen Grenzen zu erfahren und an ihnen zu rütteln, Raum zum Klettern, Rennen, Springen, Balancieren. Möglichkeiten dazu bietet der Wald in vielfältiger Weise. „Auch wenn die Bedeutung von Bewegung für Lernprozesse mit zunehmendem Alter abnimmt, kann ihre Wichtigkeit bis zum Erreichen des Schulalters nicht hoch genug eingeschätzt werden. (…) Die Bedeutung der Bewegung für den Aufbau eines positiven Selbstkonzepts und für die Zunahme an psychischer Stabilität sowie sozialer Kompetenz ist mittlerweile allgemein anerkannt.“ (Schönrade / Pütz, 2004, 22f)

Kinder wollen die Welt mit allen Sinnen erfahren und lernen, am nachhaltigsten über das eigene Erleben und die Erfahrung aus erster Hand.

Wollen wir Kindern vermitteln, dass die Umwelt, in der sie aufwachsen, etwas Schützenswertes ist, so gelingt auch dies nur in der unmittelbaren Begegnung mit Natur, mit Tier- und Pflanzenwelt.

„Das Kind lernt, Umwelt mit allen Sinnen zu erfahren und sie als unersetzlich, aber auch verletzbar wahrzunehmen. Es entwickelt ein ökologisches Verantwortungsgefühl und ist bemüht, auch in Zusammenarbeit mit anderen, die Umwelt zu schützen und sie auch noch für nachfolgende Generationen zu erhalten.“ (2014, HBEP, S. 86)